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Läutetechnik

Joch

Lagerzapfen Teile in der Glocke: Klöppelgabel

Klöppel mit Blatt und Schaft

 

 

Klöppelballen mit Vorhang

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Aufhängung und Funktion einer Glocke

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Bezeichnung der Glockenteile: Glockenkrone mit Eisenbändern gehalten

Glockenhaube mit Flanke

Wolm

 

Schlagring   Schärfe

SR =  Schwungradius

D = Schärfendurchmesser

Eine Glocke hängt an einem zur Schwingungsrichtung der Glocke drehbar gelagerten Balken, das Joch. An diesem Joch ist ein Rad befestigt, das einem Fahradrad ähnlich sieht. Es ist das sogenannte Seilrad und ungefähr so groß, wie der untere Glockendurchmesser ( siehe Bild unten links ). Auf der Radlauffläche ist die Spannvorichtung befestigt sind, an die ein Drahtseil, welches mit einer Kette verbunden, angeschlossen ist. Die Kette läuft dann über ein Zahnritzel am Motor wieder zurück zum Rad, wo das Ende wieder mit Drahtseil fixiert ist. Der Motor zieht die Glocke über eine Steuerung nach rechts und links .

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Hier sehen wir eine Glocke mit einem angebauten Seilrad und sogenannten “UNTERZUG”, der zum Motor führt. Die Schwierigkeit dabei ist, das Rad genau zentrisch zum Mittelpunkt des Lagerzapfens auf dem Holzjoch zu montieren. Siehe dazu nochmals Bild oben.Das geschieht am besten in der Schmiedewerkstatt, wo man mit der Standbohrmaschine die Befestigungen auf den mm genau anbringen kann. Viele tun dieses mit der Handbohrmaschine im Turm mal eben. Das Ergebniss ist dann entsprechend: Die Räder eiern und ruinieren auf Dauer den Antrieb. Keinesfalls darf das Rad mit der Jochachse direkt verbunden werden.

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Seilrad

Spannschraube

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Spannschraube

Der Glockenklöppel macht den Ton

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Drahtseil

Bindungsstück

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Kette

In der Glocke ist ein sogenannter Klöppel aufgehangen, der den Ton der Glocke macht. Der zeitgemäße Klöppel besteht von oben nach unten genannt aus dem Blatt, dem Schaft, dem Ballen und dem Schwungzapfen oder auch Vorhang genannt. Sein Gewicht beträgt ca. 4 % vom dem der Glocke. Er schlägt beim Läuten am Glockenschlagring als fliegender Klöppel oben an. Befestigt ist er in der Haubenmitte innen an einer U-förmigen Halterung, durch die ein Bolzen - der Klöppelbolzen - durchgeschoben und festgeschraubt ist. An diesem Bolzen hängt der Klöppel verschraubt an einer Lederlage, die mit einer Metallasche umschlossen ist. Es wurde öfter davon berichtet, daß eben diese Metallaschen Klöppelbolzen brechen lassen. Jedoch sind diese dann nicht korrekt verarbeitet gewesen. Die Lasche muß sauber angepaßt mit dem U-Eisen eine Führung für den Klöppel bilden, daß der Vorhang ein seitliches Spiel bis max. ca 3 cm hat. Ansonsten scheuert das Blatt am Bolzen und beim Läuten der Ballen Material von der Glockenwandung ab, da er, wie es bei kleinen Tischglocken gut zu sehen ist , in der Glocke Rundschläge macht. Das Leder mit möglichst nur einer Lage in der Aufhängung, dient zur Dämpfung der beim Anschlag im Klöppel entstehenden Schwingungen, die sonst den Glockenton stören. Es gibt Firmen, die bauen aus Angst vor einem Bolzenbruch keine Stahllaschen ein. Sie verwenden lediglich mehrfachlagiges Leder. Wieder andere setzen eine Stahlasche mit mehrfachlagigem Leder. Beide Versionen sind falsch. Leder hat eine Eigenschaft: Es ist nichts anderes als Haut und dehnbar. Hängt ein Klöppel nur an Leder, so längt sich dieses im Laufe der Zeit und die Anschlagpunkte des Klöppels mit seinen Masseverhältnissen verschieben sich nach unten und stimmen dann nicht mehr. Daraus folgen dann plattgeschlagene Klöppelballen, beschädigte Schlagringe und ein schlechter Klang. Das gleiche passiert, wenn man die zweite Version verwendet. Die mit mehreren Lagen angefertigte Passung (!) mit Stahllasche geht kaputt, da sich das Leder quetscht und so sich wieder der Klöppel längt. Wenn dann das Blatt zur Seite schlägt, ist ein Bruch des Bolzens möglich, durch Kerbwirkung des Blattes am Bolzen wie bei einer Sollbruchstelle. Das vermeidet man alles, indem man nur eine Lederlage verwendet, dann darum eine Stahllasche setzt, die bündig paralel zur Gabelwandung läuft und dadurch das seitliche Spiel des Klöppels verhindert. So ist die Passung richtig anfertigt.

Der Klöppel muß also mit Lasche so stramm um den Bolzen geführt sein, daß er schwer zu bewegen geht ! Ist er dann in der Glocke aufgehangen, so quetscht er durch sein Eigengewicht und beim Läuten das Leder zusammen und bildet so nach ein paar Betriebsstunden, eine leichtgehende Passung. Von anfänglichen Läutproblemen darf man sich nicht ablenken lassen. Das Leder ist mit speziellem Lederfett bei Wartungsarbeiten einzureiben.

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Hier deutlich erkennbar die Klöppelaufhängung und das Anschlagen als fliegender Klöppel in einer leider gestrichenen Stahlglocke. .

Ebenfalls erkennbar sind dicke       Schleifspuren am Schlagring, die dadurch zustande kommen, daß eben die Klöppelaufhängung dem Klöppel zuviel seitliches Spiel gibt. Wäre dieses eine Bronzeglocke, so bestände akute Sprunggefahr

Dieses Bild ist u.a. der Beweis für die Sinnlosigkeit für das Streichen von Stahlgraugußglocken: Die deutlich hier sichtbaren großen braunen Flecken sind Roststellen, die trotz dicker Farbe immer wieder durchkommen, weil das Material von innen nach außen oxydiert!! Selbst Bochumer Gußstahl kann sich dieser Eigenschaft nicht vollständig entbehren wegen dem eingeschlossenen O(2) in der  Materialoberfläche!! Bronze reagiert zwar auch mit Sauerstoff, jedoch nur oberflächlich mit dem Ansatz von Grünspan. Bei kleinen Glocken kann man durch Reinigen mit Glasperlen eine Klangverbesserung erziehlen, indem man diese im Verhältnis zur Glockengröße dann doch klanghemmende Oxydschicht wieder entfernt. Dieses sollte aber nur von einem erfahrenen Glockentechniker gemacht werden. Ein Beispiel dazu sehen sie im Kapitel Produkte: Liboriusglocke St. Maria. Das gleiche empfehle ich für alle gestrichenen Stahlglocken .

Die Glockenjoche

Die besten Klangergebnisse erhält man bei der Verwendung von Holzjochen. Da aber viele Sachverständige der Meinung sind, Vollholzjoche seien stabiler als Leimholzjoche, ist es sehr schwierig, entsprechend altes, 100 Jahre abgelagertes Eichenholz zu beschaffen. Es muß aus statischen Gründen diese Holzart sein. Für kleine Glocken bis 100 Kg sind diese luftgetrockneten Balken noch gut zu besorgen, aber wehe der Holzbalken kommt aus der Kammertrocknung, aus dem dann für große Glocken ein Joch gefertigt wird. Dann verbiegt es sich andauernd und die Glocken sind wenigstens nicht ständig richtig festschraubbar am Joch und können schlimmstenfalls aus den Lagern rutschen. Begleitet wird diese Erscheinung von läutetechnischen Schwierigkeiten. Für größere Glocken empfiehlt es sich deshalb, Leimholzjoche zu verwenden. Diese sind aus einzelnen Eichenholzbohlen zusammengeleimt, dadurch noch wesentlich stabiler und haltbarer als gleichwertige Vollholzjoche. Voraussetzung ist aber allerdings ein umfangreiches Wissen im Bezug auf Holzverarbeitung bzw. wie man mit Leim und einer Leimpresse umgeht, sowie welche Leimsorte die richtige ist. Dann besteht auch keine Gefahr, daß der Leim durch die Gerbsäure im Eichenholz kaputt geht. Aber das muß man halt eben gelernt haben. Am besten läuten Glocken an geleimten Barockjochen. An der Stelle, wo die Glocke mit Schrauben in Güte 8.8 , warm gebogenen Schmiedeeisen und Flacheisen verschraubt ist, befindet sich ein Holzaufsatz zur Verstärkung der Statik und für eine feine Auswuchtung. Dieser Aufsatz ist beim Barockjoch wohlgeformt geschwungen und genau so hoch, wie das Joch selbst. Die Glockenschwingung verläuft dadurch zwar etwas langsamer, doch wirkt sich dieses höchstens mit maximal nur einen einzigen Anschlag pro Minute aus. Das widerstrebt somit nicht der Natürlichkeit der Glockenschwingung in Form eines fehlenden Dopplereffektes oder ähnlichem. Den vorzugsweisen Einsatz dieser Jochart rechtfertigt konkret gesagt die gute Optik, die hohe Stabilität, lange und formbeständige Haltbarkeit sowie die musikalisch vorteilhafte Charakteristik, die Anzahl an Wiederholungen von Anschlagsfolgen im Vollgeläute ohne klangliche Einbußen ein wenig zu minimieren. Dadurch bleibt die Glockenmusik länger interessant. Diverse andere Vollholzjoche mit kleinen Aufsätze, die nur schräg auf der Kreissäge zugeschnitten wurden, sind zwar viel preiswerter, erfüllen aber bei weitem nicht die eben genannten Kriterien.

Dies ist ein Barockjoch

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Wohlgeformter Aufsatz stabilisiert die Statik des Joches und “beruhigt” die Glockenschwingung.

Erkennbar sind die Leimnähte der drei Eichenbohlen, aus denen das Joch zusammengesetzt ist. In diesem Holz werden sich garantiert keine Risse bilden und die Form des Joches bleibt über Jahrzehnte erhalten.

Das ist ein altes,gerissenes Vollholzjoch mit kurzem Aufsatz

So sehen Vollholzjoche nach 50 Jahren aus, wenn das Holz nicht abgelagert war.

Dicke Risse im Holz führen zu einer asymetrischen Verformung des Joches . Daraus ergeben sich auch Probleme beim Läuten ! Obwohl das Holz selber statisch einwandfrei ist, kann man es glockentechnisch als Joch nicht mehr nutzen.

Ein solches Joch ist potentiell gefährlich und muß erneuert werden.

Sollten sie aus Kostengründen auf die Idee kommen, eine Glocke an ein Stahljoch zu hängen, dann setzen sie bitte zwischen Glocke und Stahljoch eine wenigstens 4 cm dicke Leimholzplatte zwecks Schwingungsdämpfung vom Glockenton zum Stahljoch ein. Verwenden sie zum Festschrauben der Glocken keine Gewindestangen, da sich die Muttern oben und unten lösen können und man die Materialgüte nicht nachvollziehen kann.

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Hier sehen sie hinter Heinrich ein derartiges Stahljoch. Als Träger für die Glocke habe ich hier Schmiedeeisen gewählt und warm gebogen. Dazwischen deutlich erkennbar die Holzplatte, die der Schwingungsdänpfung dient. Am besten geeignet ist mehrschichtig unter der Leimpresse verschweißtes Sperrholz. Das schrumpft garantiert nicht mehr als 1/10 mm innerhalb von 10 Jahren.

Im Vordergrund eine W-förmige Stahlträgerkonstruktion, die bedingt für kleinere Glocken gewählt werden kann.Sie ist verschraubt, das ist besser als genietet und diese Schrauben am Glockenstuhl müssen einmal jährlich nachgezogen werden.

Heutiger Standart ist, daß man möglichst nur noch Holzjoche einbaut und Glocken nicht mehr an Stahljochen aufhängt. Die dabei verwendete Aufhängungsart ist die gerade Aufhängung. Das bedeutet, daß der Drehpunkt der Glockekrone mit dem Drehpunkt der Jochachse fast identisch ist. Die größte freischwingende Glocke der Welt in dieser Aufhängung ist St. Peter ( Dicker Pitter ) im Kölner Dom mit einem Gewicht von 24 Tonnen. Technisch also gar kein Problem.

In den neuen Bundesländern, im Ausland ( USA, Italien etc. ) und in vielen Kirchen mit Stahlglocken, ist aber noch eine Modeerscheinung in Betrieb: Das gekröpfte Joch, bei dem der Drehpunkt der Jochachse in den Glockenmantel nahe der Flanke gelegen gelagert ist .Der Klöppel ist mit einem massiven Gegengewicht in der Glocke über seinem Drehpunkt ausgestattet. Derartig aufgehangene Glocken haben klangliche Einbußen zu verzeichnen, wegen fehlendem Dopplereffekt und viel zu langsamer Anschlagsfolge, da die Glocke beim Läuten langsam hin und her kippt und nicht schnell schwingt. Damit der Klöppel als fliegender Klöppel anschlägt, muß man den Klöppel in seiner Aufhängung ebenfalls kröpfen und oberhalb seines Drehpunktes mit einem schweren Zusatzgewicht ausrüsten, was den Schwerpunkt des Klöppels nach oben verlagert. Wegen diesem Gewicht sind die Klöppelaufhängungen extrem reparaturanfällig. Ohne das Gegengewicht läutet der Klöppel als Fallklöppel. Trotz der bekannten Nachteile, gibt es immer noch irgendwelche “ Fachleute“, die diese Aufhängung heute noch beim Verkauf von neuen Glocken oder Jochen praktizieren.

Gekröpftes Stahljoch

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Drehpunkt der Jochachse unter der Glockenkrone im Bereich der Flanke. Alles ab Oberteil der Jochachse mindert die Geschwindigkeit des Schwunges.

Hier sehen sie ein Joch mit Kröpfung gebaut von einer amerikanischen Firma. Dort ist es üblich, Glocken derartig zu läuten, wo wir deutsche Glockentechniker von einer Vergewaltigung reden. Dabei ist das amerikanische Läuten zudem noch für einen “Fallklöppel” ausgelegt. Es fehlt also das Gegengewicht über der Klöppelaufhängung. Das übergroße Seilrad hat eine zusätzliche bremsende Wirkung. Die Glocke schlägt sehr sehr langsam.

Gerades Holzjoch

<A

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<B

Drehpunkt der Jochachse direkt über der Glockenkrone.  Der barocke Holzaufsatz (<A) dient statischen Zwecken. Er wirkt fein und beruhigend auf die Schwingung.

Das ist die konventionelle Aufhängung an einem geraden Joch mit kleinerem Seilrad, langsam laufendem Motor konzipiert für Anschlag mit fliegendem Klöppel und einem Anschlaghammer (<B) für die Uhrzeit und den Angelusvorschlag 3x3. Diese Technik ist heutiger Standart.

Glocken müssen an geraden Jochen aufgehangen werden, um das beste Klangergebnis zu erzielen.

Noch ein Hinweis: Sollten sie in ihrer Glocke einen dazu passenden, neuzeitlichen Klöppel mit Vorhang haben, der als Fallklöppel läutet, dann ist das Joch zu schwer: 2-3 cm runter vom Holz symetrisch rechts und links mit der Hobelbank wirken manchmal wahre Wunder. Doch Vorsicht ist geboten mit der Abnahme von Material an der oberen oder unteren Seite wegen einer drohenden Dezentrik des Seilrades und einer statischen Schwächung des Holzjoches. Ein historische Joch - 60 Jahre und älter - sollte so aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht bearbeitet werden! Kaufen sie dann lieber ein neues Holzjoch, wenn es nicht besser geht und bewahren die Struktur des alten Joches, was dann z.B. im Heimatmuseum oder in der Kirche einen guten Platz finden kann. Abgesehen davon werden sie sich ihre teure Abrichtbank versauen, da erfahrungsgemäß derartige Hölzer voller Eisenteile wie Nägel, Krampen oder Klammern sind, abgesehen vom Ärger mit dem Denkmalschutzamt, wenn die rausbekommen, daß das Joch abgehobelt wurde.

Was ist Intonation ?

Glocken läuten im Schwingungswinkel von 70-120 Grad. Wenn man vom Schwingungswinkel redet, dann geht man vom gesamten Winkel aus, daß heißt von einem Ausschwungende zum anderen.Das bedeutet aber nicht, von einem Glockenrand zum anderen. Die Ruhelage der Glocke ist der Nulldurchgang: Es ist die Stellung, die die Glocke einnimmt, wenn diese nicht geläutet wird. Hier nimmt man die Symetrieachse der Glocke in der Senkrechten als Zeiger für eine im Läuteradius angepasste virtuelle Skala an. Beim Läuten schwangt die Symetrieachse dann in einem Läutewinkel, den sie auf der virtuellen Skala dann als Skalenwert anzeigt. Einfacher ist natürlich dann die Beschreibung des Läutewinkels mittels einer Markierung am Seilrad und Messung mit einem übergroßen Winkelmesser aus der Schule. In der Praxis wird aber nicht der Schwingungswinkel gemessen, sondern man zählt die Anschläge pro Minute und setzt diese ins Verhältnis zum Glockengewicht , z.B. 50 bei 1,8 Tonnen. Hat man mehrere Glocken, so sollte zwischen den Anschlägen pro Minute eine Zahl zwei oder drei liegen, aber nach Möglichkeit gleichmäßig aufgeteilt, damit ein harmonischer Läuterhytmus entsteht. Auf keinen Fall dürfen die Anschlagszahlen zweier Glocken identisch sein, da es sonst zu Schäden im Mauerwerk kommt, abgesehen von dem musikalischen Aspekt.

Den Läuterhytmus einer Glocke oder mehrerer Glocken nennt man Intonation.

Besonders schädlich für eine Glocke sind neben einem falschen Klöppel oder einer defekten Klöppelaufhängung auch sogenannte Prellschläge des Klöppels, meistens durch zu hohes Läuten bzw. einer falschen Intonation verursacht. In der Kirchengemeinde St. Vincencius zu Scherfede läutet eine Glocke mit einem Gewicht von 1,8 Tonnen mit 46 Anschlägen pro Minute. Gewartet wird die Anlage von Monteuren einer großen Firma, die anscheinend seit 15 Jahren nicht merken, daß die Glocke im Winkel von fast 160 Grad schwingt. Bei genauen Hinhören kommen pro Anschlag Doppeltöne hervor. Das sind Prellschläge, die im Laufe der Zeit den Glockenmantel zerstört haben. Dicke Risse zieren den Innenmantel und ein dumpfer Klang schallt mittlerweile durch Scherfede. Prellschläge können aber auch ebenfalls entstehen, wenn man eine Glocke, zum Beispiel von einem Holzjoch an ein Stahljoch hängt bzw. an der Aufhängung herumbastelt. Die Massenverhältnisse vom Joch zum Klöppel müssen aufeinander abgestimmt sein und das kann nur ein erfahrener Glockentechniker dimensionieren. Die Glocke muß exakt mittig am Joch justiert sein und mit Klöppel lotgerecht hängen. Setzt man sie von Hand in Schwingung mit einem Läutewinkel von 100 Grad, so muß die Glocke mit gleichmäßigen Doppelschlägen eine Zeit lang selbständig läuten, bevor sie mit Einzelschlägen, abwechselnd vom Klöppel an den Anschlagpunkten am Schlagring rechts und links angeschlagen werdend, zur Ruhe kommt. Sie darf nicht nach den Doppelschlägen nur einseitig an der gleichen Stelle angeschlagen zur Ruhe kommen. Erfolgen auch bei geringem Schwingungswinkel von 50 Grad noch Doppelschläge, dann ist der Klöppel zu schwer !! Läutet eine Glocke ungleichmäßig, so ist als erstes zu kontrollieren, ob die Glocke ohne motorischen Antrieb ebenfalls ungleichmäßig läutet, der Klöppel seitliches Spiel von mehr als 30 mm, plattgeschlagene Anschlagstellen , am Schlagring der Glocke Schleifspuren hinterlassen und beim Anheben unzulässiges Spiel nach oben hat. Dann ist zu schauen, ob der Klöppel mittig in der Glocke sitzt und leicht zu bewegen ist. Hängt dieser z.B. nur an einem Ledergebinde, dann besteht die Möglichkeit, daß der Klöppel beim Läuten auch torsierende Bewegungen mancht. Er kippt beim Anschlag nach links oder rechts,ähnlich der Abnahme eines Fingerabdruckes, bleibt damit beim Rückfall der Glocke am Schlagring kleben und nimmt zu wenig Energie für den Rückschlag auf. Folge ist dann ein Aussetzer nach erfolgter Rückschwingung der Glocke. Der dann gravierenste Fehler eines Monteures ist, daß er die Glocke noch höher schwingen läßt, wodurch sich der Effekt logischerweise nur noch verstärkt. Erneuern sie bitte die Klöppelaufhängung, wie oben beschrieben. Zu diesen Prüfungen muß die Antriebskette des Motors vom Seilrad abgebaut werden. Ein fliegender Klöppel und ein gerades Joch wird vorausgesetzt. Weiterer Fehler: Eine Unwucht im Seilrad. Um einen Verzug der Joche im Bereich des Lagerzapfens oder des Aufsatzes sowie des gesamten Holzes aus der Symetrieachse herauszufinden, muß man die Glocke abhängen, das Joch von der Glocke abbauen, auf eine plane Eisenplatte legen und prüfen. Das ist nötig, sofern die restliche Peripherie in Ordnung ist. Meistens sind beulige Risse in Vollholzjochen schon ein eindeutiger Hinweis auf einen derartigen Fehler. Genietete Stahljoche weisen ebenfalls Unsymetrien auf, wenn z.B. die Nieten nachgeben. Das macht sich z.B. durch plötzlich lose Klöppelaufhängungen bemerkbar. Dann wird es langsam aber sicher gefährlich !!

Der Unterzug

Die Antriebskette, vom Motor zum Seilrad, auch Unterzug genannt, ist

keine Gitarrenseite!

Viele Firmen spannen die Ketten so stramm, daß man sie deutlich aus dem Geläut heraus ratschen hört. Das ratschen ist nicht so schlimm, aber bedenken sie, daß sie Seilräder auf dem Holz nicht zu 100 % genau rund und mittig zum Drehpunkt der Jochachse montiert werden können. Dazu verbiegen sich die Räder im Laufe der Zeit und werden eierig. Dann bedeutet eine stramm gespannte Kette ein Durchbiegen von Holzbohlen, auf denen der Motor steht, eine Mehrbelastung von Joch und Motorlager sowie ein noch schnelleres Verziehen der Seilräder, vom schlechten Läuten mal abgesehen, was dann wieder einige mit der Motoreinstellung vertuschen wollen. Findet man eine zu lockere Kette vor, so ist als erstes das Seilrad auf seine Rundung und Mittigkeit zu prüfen. (Zur Erinnerung Bild Seilrad am Seitenanfang. )

Eine Kette darf man nicht bis zum Anschlag stramm spannen! Sie muß, wie beim Motorrad oder Fahrrad, gute 3 cm leicht seitlich zu bewegen sein, darf aber auch nicht bauchig durchhängen. Nur dann kann eine kleine Beule im Seilrad unbemerkt ausgeglichen werden, ohne daß Folgeschäden, z.B. defektes Motorlager, entstehen. Eine zu stramm gespannte Kette ist auch eine weitere Ursache für ungleichmäßiges Läuten. Sind derartige Zustände bei ihnen zutreffend, so beschweren sie sich unverzüglich über die Firma bei den zuständigen Behörden.

Sie können die Rundung ganz leicht selber prüfen: Gehen sie zur Glocke und stellen sich seitwärts im 90 Grad Winkel zur Glockenschwingung. Schauen sie auf die Oberkante des Seilrades und fixieren sie einen Punkt dahinter z.B. ein naher Holzbalken . Schalten sie die Glocke ein. Wenn dieser Punkt von dem Metall des Rades beim Läuten verdeckt wird, ist das Seilrad verzogen und eiert. Beulen im Rad unter 10 mm sind noch akzeptabel, aber mehr darf es nicht sein. Das Verzinken von Seilrädern ist ein unnötiger Kostenfaktor. Seilräder halten 30 Jahre, dann sind diese verzogen, egal ob sie verzinkt oder rostig sind . Der Rost ist dabei nur oberflächlich und beeinträchtigt in keiner Weise die Stabilität. Dagegen ist das Verzinken von Schrauben und Hängeeisen inkl. Muttern empfehlenswert.

Die elektronischen Läutemaschinen ein Segen ?

Glocken werden mit Elektromotoren angetrieben. Es sind die im geläufigen Volksmund bekannten Drehstrommotoren. Er besteht aus dem Gehäuse, Stator genannt und dem Läufer, das Teil, was sich dreht. Zu einem Glockenmotor gehört auch die entsprechenden Steuerung, die den Motor so schaltet, daß die Glocke richtig läuten kann. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von elektronischen Steuerungen: Mit einer geschlossenen und einer offenen Regelung. Geschlossene Regelung bedeutet, daß z.B. ein programmierter Schwingungswinkel ständig mit dem tatsächlich vorhandenen verglichen wird. Somit werden aus diesem Meßergebniss Abweichungen vom programmierten Winkel kompensiert. Erfaßt wird der Schwingungswinkel  durch Sensoren, die hinten am Motor angebracht sind. Die einfachere, offene Regelung mit Zeitrelais o.ä. dagegen macht das nicht. Man könnte daraus schließen, daß die geschlossene Regelung die Beste ist. Eine ganz große Gefahr aber, die in einer geschlossenen Regelung liegt, ist die Möglichkeit, Motoren z.B. mit 1500 UpM  an kleinen Seilrädern zu betreiben, die nur für Motoren mit 500 oder 750 UpM ausgelegt sind, was man auch tut. Genaue Ermittlung der Seilradgrößen: Schärfendurchmesser der Glocke + 15% bei 500 Touren des Motors, + 25% bei 750 Touren und 35% bei 1000 Touren des Motors pro Minute. Grund für die “falsche” Motorauswahl könnte z.B. die einfache Tatsache sein, daß ein Motor mit 1500 UpM im Einkauf fast 700 Euro billiger ist als sein langsamer Bruder mit 500 UpM und große Seilräder viel teurer sind als kleinere. Somit sind diese “ Läutemaschinen “ schön billig. Das ist meiner Meinung nach aber grob fahrlässig, weil bei dieser zu kleinen Übersetzung der Motor die Glocke unzulässig hoch aufschaukeln kann, da ein Drehstromotor immer auf seine Nenndrehzahl kommen will, die auf seinem Typenschild angegeben ist. Verhindert wird das zu hohe Aufschaukeln lediglich durch die Regelung, die dann den Motor bei Erreichen des programmierten maximalen Schwingungswinkels abschaltet, die Glocke ohne Motorkraft ein paar mal pendeln läßt, bis der einprogrammierte minimale Schwingungswinkel unterschritten wird. Dann schaltet die Regelung den Motor während des Laufes vor dem Nulldurchgang einmal impulsartig Ein und Aus und das Spiel beginnt erneut. Zum Hochläuten aus dem Stllstand der Glocke gibt die Regelung “Vollgas”.  Vorteil: Die Glocke läutet und nicht der Motor, weil sie zeitweise antriebsfrei schwingt. Nachteil: Fällt die Regelung aus, dann kracht es im Gebälk. Zweitens muß bei jedem kleinsten Defekt sofort der Kundendienst gerufen werden. Das verursacht dann nachträglich die Kosten, die man glaubt, vorher gespart zu haben. Eine der großen Firmen ist mit der Konstruktion der Regelung so schlampig gewesen, eine nackte Platine offen und für Feuchtigkeit zugänglich hinten am Motor als Sensor zu montieren. Durch die Feuchtigkeit entstehen Kriechströme, korodieren die Verbindungen und die Bauteile fallen aus. Im ungünstigsten Fall gibt es so falsche Meßergebnisse, die dazu führen, das die Regelung wie im Anlauf dauerhaft “Vollgaß” gibt und dann somit die Glocke sich überschlagen kann. Logisch, wenn keine Signale kommen. Denn dann muß die Regelung denken, das die Glocke still steht, wie es im Anlauf auch der Fall ist. Im Zusammenhang mit einer zu kleinen Übersetzung hat das dann katastrophale Folgen. Fazit: Diese Maschinen sind potentiell gefährlich und können zu einem solchen Unfall führen, wie er in der Frankfurter Paulskirche bereits passierte, wo die Glockenmotoren mit einer derartigen geregelten Elektronik gesteuert werden. Lassen sie also sofort von ihrem Dorfelektriker überprüfen, ob in Ihrem Kirchturm solche offenen Platinen als Sensoren am Motor montiert sind. Wenn ja, dann sind sofort auf den Ketten Abwurfelemente 50 mm hinter dem Laufweg zu montieren, die die Antriebskette vom Motor reißen. Fehlen diese Abwurfelemente, ist dieser Läuteanlagentyp potentiell gefährlich, wenn die Regelung ausfällt. Wenn es also eine solche preiswerte geregelte Läutemaschine sein soll, dann müssen die Sensoren aus laufender Produktion stammen und mit dem GS und VDE Zeichen  und der Schutzart von mindestens IP 44 mit einem Arbeitstemperaturbereich von -20 bis + 50 Grad Celsius ausgestattet sein. Die an die Sensoren angeschlossenen abgeschirmten Steuerleitungen müssen getrennt von den Starstromleitungen im Kabelkanal ohne scharfe Knickstellen verlegt werden. Die Motoren dürfen maximal  500 UpM und die Seilräder müssen die Mindestgröße vom Schärfendurchmesser der Glocke haben + max. 15 %. Zusätzlich sind Abwurfelemente auf der Kette 50 mm hinter dem normalen Laufweg zu montieren. Das  gilt auch für Läutemaschinen, wobei der Motor selber als Sensor dient, was technisch machbar ist.

Bei der einfachen offenen Regelung, die man beispielsweise mit Zeitrelais und einer davon gesteuerten Wendeschützschaltung aufbaut oder wo man die zurückgelegte Wegstrecke der Glocke mißt und dann Schaltpunkte der Schützschaltung festlegt, liegt der Einschaltpunkt ca. 70% unterhalb der Nenndrehzahl des Motors und die Glocke wird während des Läutens nur kurz bis zum Nulldurchgang angeschubst. Der Motor wird also, ähnlich wie bei der geschlossenenRegelung, während des Laufes eingeschaltet. Der normale Drehstrommotor mit einem sogenannten Rundstabläufer, hat aber eine Eigenschaft, die sich hier und auch für die oben beschriebene geschlossene Regelung negativ auswirkt: Im Stillstand hat der Motor die geringste Kraft und bei Erreichen seiner Nenndrehzahl die Größte. Somit reißt er mit größerer Kraft als im Stillstand oder Anlauf  die Glocke kurz an und hält sie damit am Läuten bzw. praktiziert auch so den Anlauf, dann mit geringerer Kraft. Daraus resultieren wiederum lange Einläutzeiten. Würde das einem Kind, was auf einer Schaukel sitzt, gefallen ?? Die dabei entstehenden Kräfte sind die Ursache für laute Knälle beim Läuten. Je hochtouriger der Motor dreht, desto stärker ist dieser Effekt. Zwar kann man mit den dabei verwendeten entsprechend größer dimensionierten Seilrädern Motorleistung sparen, jedoch haben diese Maschinen keine hohe Lebensdauer und sind nach spätestens 15 Jahren zumindest mechanisch defekt. Desweiteren fällt durch das ruckartige Beschleunigen die Klöppelschwingung aus ihrer Natürlichkeit vollkommen aus dem Rahmen. Der Klang wirkt künstlich, weil “der Motor läutet”.

Riskant wie der Einsatz von hochtourigen Motoren, ab 750 Umdrehungen pro Minute und mehr, ist aber auch der Einsatz von sogenannten Widerstandsläufern. Der Grund dafür liegt in der Natur des verwendeten Läufermaterials: eine AlSi-Legierung. Weitere Erklärungen bedürfen elektrotechnischer Fachkenntnisse, wie Lensche Regel und frequenzabhängiges Induktionsverhalten , die hier nicht weiter ausgeführt werden sollen. Jedenfalls erzielt man mit dieser Legierung folgenden Effekt: Im Stillstand haben die Motoren die größte Kraft und werden mit steigender Drehzahl schwächer. Dadurch erreicht man, daß die Glocken in sekundenschnelle zum Läuten gebracht werden. Als weiteren Gedanken hat man dann, daß der Antriebsweg - der Weg, wo im Betrieb der Motor die Glocke zieht - im Bereich der Glockenruhestellung ( Nulldurchgang) liegt. Da hat die Glocke beim Läuten die höchste Geschwindigkeit und der Motor die geringste Power. In der Theorie ist das wunderbar gedacht: Kraftvoll in der Anlaufphase und sanft im Betrieb. Doch in der Praxis sieht das etwas anders aus. Beim Anlauf ist der Motor so kräftig, daß der Klöppel regelrecht vor die Glockenwandung geschleudert wird. Es ist also nicht die Glocke, die so schnell läutet, sondern der Motor reißt sie so, daß der Klöppel frühzeitig an die Glockenwandung schlagen muß.               “Schön die neue Anlage, einschalten und schon läutet es. Ein Wunder der Technik.”, heißt es dann. Bloß wie und warum, danach fragt keiner, denn die Anlage ist neu und modern. Folge: Erhöhter Verschleiß an Klöppel und Glocke im Anlauf und auch für die Statik des Seilrades wegen der impulsartigen hohen Drehmomente im Anlauf eine unnötige Belastung. Weiterer Nachteil ist der Einfluß von Temperatur und Matrialalterung . Dadurch verändern sich die Reibungsverluste und was schwerer geht, kann nicht so gut schwingen. Doch somit ändert sich wieder die Geschwindigkeit der Glocke und der Motor wird stärker , weil auch er sich langsamer dreht : Unter ungünstigen Bedingungen fängt er an, die Glocke sogar während des Läutens wie im Anlauf zu reißen. Damit kommt diese aus ihrer Pendelfrequenz und dann kommen irgendwelche Mißtöne zu Stande. Vielleicht haben sie schon einmal gehört, daß eine Glocke einmal gleichmäßig schlägt, dann ungleichmäßig aus dem Takt kommt und dann wieder gleichmäßig läutet. Ursache ist also auch der Läutemotor neben den bereits oben erwähnten mechanischen Fehlern. Die dabei mitverkaufte offene Regelung mit Zeitrelais sorgt dann für den Rest.Ein Glockenmotor darf keinen Widerstandsläufer oder Stromverdrängungsläufer ( sog. Tiefnutläufer ) haben. Zu verwenden sind die normalen Rundstabläufer. Haben sie dann doch einen Widerstandsläufer im Motor, dann achten sie auf längere Einschaltzeiten, sodaß der Antriebsweg den Nulldurchgang um ca. 60 Grad beschreibt.

Fazit: Ausgestattet mit einem “ 500 Umdrehungen pro Minute Rundstabläufermotor “  und der beschriebenen richtigen Übersetzung, kann dann nichts wesentliches mehr passieren. Die sehr geringe Kraft im Anlauf, aber auch die weicheren Drehmomente beim Einschalten während der Glockenbewegung im Bereich des Nulldurchganges, sind die besonderen Eigenschaft dieser Drehzahl. Denn das Läufermaterial ist hier kein AlSi, sondern einfaches Kupfer. Daher sollte man den Motor schon am Umkehrpunkt der Glocke einschalten, sobald diese anfängt, sich in die rückläufige Schwingungsrichtung zu bewegen. Von dort kann man dann die Glocke kontinuierlich bis kurz über den Nulldurchgang hinaus ziehen, den Motor dort abschalten, so daß die Glocke dann frei nach oben ausschwingt. Somit ist es ausgeschlossen, daß beim Einschalten während des Laufes,  die Glocke mit erhöhten, wenn auch weicheren Drehmomenten, beschleunigt wird und sich dabei aufschaukelt. Das schlimmste, was passiert, ist eine etwas längere Einläutzeit der Glocke, wenn’s im Winter mal schwerer wird. Diese Antriebsart, Einschalten am Umkehrpunkt der Glocke und kontinuerliches durchziehen bis zum Nulldurchgang, kommt dem Handläuten am nächsten. Jeder, der läuten kann, wird dieses bestätigen Eine diesen Kriterien entsprechende aufgebaute Steuerung besitzt folglich eine kontinuierlich arbeitende Wendeschützschaltung, wo Zeitrelais die Schaltdauer in Abhängigkeit zur Glockenschwingung bestimmen. Sie schalten den Motor am Wendepunkt ein, sobald die Glocke sich wieder zurückbewegt und kurz hinter dem Nulldurchgang wieder ab, sodaß der Nenndrehzahlbereich garantiert im Nulldurchgang liegt und die Glocke nicht aufschaukeln kann. Verwendet man statt der Zeitrelais eine vorgeschaltete Elektronik, so sind inkrementale Meßwertgeber von Siemens o.ä. Hersteller mit GS und VDE Zeichen, mindestens IP44 und Delta t = >-20° C < +50° C , die man möglichst am Glockenjoch befestigt, zu montieren. Nur so ist eine echte Wegerfassung der Glocke möglich und Fehlmessungen, z.B. durch Vibrationen am Motor, werden vermieden.             

Die Motorleistung in Watt sollte in ganz groben Zügen gesagt nahe dem Glockengewicht sein:          50 kg - 0,12 KW, 100 kg - 0,18 KW, 150 kg - 0,25 KW, 250 kg - 0,37 KW, 400 kg - 0,44 KW.           Das gilt aber nur beim Antrieb kleinerer Glocken mit diesem Motor, da große tonnenschwere   Glocken mit geringerem Schwingungswinkel geläutet werden. 800 kg - 0,55 KW, 1200 kg - 0,75 KW, 2000 kg - 1,1 KW, 3000 kg - 1,4 KW, 4500 kg - 1,8 KW. Eine schwarze Lackierung des Motors verbessert die Wärmeableitung erheblich, zumal Glockenmotoren keine Lüfter haben und schwarz auch optisch besser ist.

Pauschal sollte man sich also nicht blenden lassen von Begriffen wie offener oder geschlossener Regelkreis, High Tech oder modernste Elektronik. Neben all der in diesem Abschnitt beschriebenen Technik, darf man nicht vergessen, daß es grundsätzlich um die Sache gehen muß, eine Glocke sicher und so natürlich wie möglich läuten zu lassen. Als Referenz für das Klangbild der Glocke, muß man sich die gleiche Glocke schwingend ohne Motor denken. Jede zusätzliche Belastung durch angeschraubte Bauteile,stramm gespannte Zugketten, zu schwere Seilräder, große Motorkraft durch Widerstandsläufer, kurze Schaltzeiten oder kraftharte Hochtourigkeit, wirkt sich auf den Klöppel aus und er weicht mehr und mehr von dem Referenzschwinger in der Glocke ohne Motor ab. Und da der Klöppel den Ton macht, gilt: Je mehr Belastung man hat, desto künstlicher läutet dann die Glocke. Darum ist die nun beschriebene Läutemaschine, die eine 2 Phasensteuerung hat, am besten und am sichersten.

Die 2-Phasensteuerung: Einfach und sicher

Zum Hochläuten wird eine Wendeschützschaltung als Anlaufschaltung verwendet, wo Zeitrelais die Einschaltzeit begrenzen, sodaß der Motor, 500UpM mit Rundstabläufer, die Glocke bis etwas hinter dem Nulldurchgang beschleuigt. Nach erfolgten Hochläuten der Glocke, wird die Wendeschützschaltung abgeschaltet und mittels eines dritten Schützes der Motor dauerhaft an zwei Phasen gelegt. Daher der Name der Schaltung. Bedingt durch das nun eliptische Drehfeld im Motor, hat er am Wendepunkt der Glocke keine Kraft. Erst im Rückfall nimmt, durch die Kraft des abschwingende Glockengewicht verursacht, mit steigender Drehzahl auch seine Kraft zu. Das ist eine weitere Eigenschaft des eliptischen Drehfeldes. Seine Nenndrehzahl erreicht er dabei garantiert im Nulldurchgang der Glocke und nicht, wie sonst möglich, davor oder dahinter, weil er dauerhaft eingeschaltet ist. Dabei ist er so dimensioniert, daß er, durch das hinter dem Nulldurchgang diesmal aufschwingende Glockengewicht verursacht, wieder mit fallender Drehzahl an Kraft verliert  und kraftlos im Wendepunkt endet. Das zum Läuten erforderliche Drehmoment wird also absolut stoßfrei produziert und liegt mit seinem Maximum im Nulldurchgang der Glocke, wo es auch hingehört. Der Motor arbeitet also von sich aus in Abhängigkeit zur Glockenschwingung ohne eine störanfällige Regelung. Den Schwingungswinkel der Glocke kann man bei dieser Antriebsart elektrisch nicht verändern, weil der Motor seine Nenndrehzahl aus der Netzfrequenz bezieht. Die ist aber bekanntlich auf 50Hz festgelegt, absolut stabil und somit bleibt auch die Schwingungshöhe der Glocke gleich. Eine Veränderung ist also nur mechanisch mit der Übersetzung Kettenrad -Seilrad möglich. Der 2-Phasenlauf ist bekannt, wurde von der Firma Diegener und Schade in Dorsten bis in die 70er Jahre hinein mit einer Schaltmechanik gebaut, die in einem Ölbad liegt. Diese Motoren laufen bis heute und sind, im Bezug auf den Schwingungswinkel, die sichersten Läutemaschienen, die wir noch in unseren Kirchtürmen haben.

Das Bremsen von Kirchenglocken

Viele Motoren sind mit Bremsen ausgestattet, die das “ Nachbimmeln “ nach dem Abschalten verkürzen sollen. Die Bremswirkung zum Beenden des Glockenläutens sollte zwischen 3 bis 7 NM liegen. Das heißt, daß eine Glocke trotz Bremse z.B. bei 800 kg noch ca eine halbe Minute nachschwingen sollte. Ist die Bremse stärker als dieser Wert, so kann sie nicht lotrecht hängen und es ist ständig mechanische Spannung auf der Kette. Bei kleinen Glocken bis ca. 100 kg können sie auf eine Bremse verzichten, vor allem, wenn es sich um Einzelglocken handelt, da wegen des geringen Gewichtes und der recht kurzen Nachschwingzeit eine Bremse nicht lohnt, zumal eine langsam verstummende Einzelglocke oder ein kleines Glockengeläut viel schöner klingt. Wenn’s denn doch eine Bremse sein soll, dann achten sie darauf, daß nach dem Abschalten nicht sofort Ruhe ist . Die Glocke muß je nach Größe beim Abremsen mindestens ca 10 Sek bei 300 kg, 20 Sek bei 1000 kg und 40 Sek bei 2500 Kg nachläuten.

Die Klöppelanschläge dürfen beim Abbremsen nicht lauter werden. Ist das der Fall, so ist die Bremse viel zu stark eingestellt. Eine gute Läutemaschine läßt die Glocke erst bis zu dem Aussetzen der Doppelschläge ausläuten und schaltet dann die Bremse zu. Steht die Glocke, so wird die Bremse noch einmal gelüftet und die Glocke kann sich dann lotrecht auspendeln. Danach wird die Bremse wieder geschlossen.

NOT AUS

“An jeder handelsüblichen Standbohrmaschine oder kleinen Kreissäge ist ein sogenannter Not-Aus Taster Vorschrift. Bei den tonnenschweren schwingenden Metallkolossen hält man es aber nicht für nötig, wenigstens an dem Motor und an der Steuerung einen derartigen Taster ( kostet ca. 70 DM pro Stück ) vorzuschreiben. Weiter fehlen in sämtlichen Glockentürmen die Warnschilder, daß man einen elektrischen Betriebsraum betritt und während des Aufenthaltes den Hauptschalter auf Aus zu stellen hat, wie es allgemein Vorschrift ist. Defekte Beleuchtungen oder unzureichende Lampenleistung erhöhen ebenfalls die Unfallgefahr. Sicherheit kostet eben Geld und das will halt jeder sparen. Somit liegt die wahre Schuld beim Verbraucher mit seinem “ sparsamen“ Einkaufsverhalten. Als Faustformel gilt: Der elektrische Betrieb einer Glocke kostet im Jahr 600 DM und die sollte man bei Seite haben. NOT-Aus Taster an der Steuerung, an jedem Motor und sinnvollerweise am Eingang der Glockenstube sichern den Aufenthalt darin. Ein Warnschild :

Elektrischer Betriebsraum

und eine Warnleuchte verdeutlichen die Gefahr, von einer Glocke erschlagen werden zu können. Eine gute Ausleuchtung mit durchschnittlich 500 Lux vermindert die Unfallgefahr. Zudem können sie dann auch sicher sein, daß ihre Glocken anständig gewartet werden: Eine verrostete lockere Schraube kann man im Halbdunkeln nicht erkennen. Gehen sie doch einmal aus Spaß in ihren Glockenturm, prüfen sie die Beleuchtung und spielen dabei Glockenwartungsdienst.

 

Ich fordere die Vorschrift für einen 

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in den Zwischenetagen

NOT AUS

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an den Motoren

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an der Steuerung

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Wartungsverträge: Langfristiges Abzocken ohne Ende ?

Die Wartung einer Glocke dauert pro Mann wenigstens 20 Minuten. Dazu gehört auch ein Läuten der Glocke mit Aufnahme der Anschlagszahl und eine Dokumentation im Bezug auf das gesammte Geläut. Elektrische Klemmstellen sind vom Nachziehen ausgeschlossen, da diese schon bei der Installation einwandfrei sitzen müssen. Sind nach einer Wartung ihrer Glockenanlage noch eben beschriebene Fehler an Glocke, Joch und Klöppel vorhanden, von denen sie nicht unterichtet wurden, so kündigen sie fristlos den Vertrag. Lassen sie sich nicht abspeisen mit beschönigenden Worten. Testen sie die Firma, indem sie bewußt einen Fehler einbauen. Eine lose Mutter an einem Lagerbock ist nicht so gefährlich, aber effektvoll bei der Frage : “ Waren denn auch alle Schrauben fest ? “. Ebenso wirksam ist folgende Gemeinheit: Lösen sie eine Mutter an einer Seilklemme. Besonders peinlich sind durchgebrannte oder lose Tableaulampen in der Sakristei, die bei der Wartung mit geprüft werden müssen oder aber eine durchgebrannte Sicherung, womit eine Glocke nicht läutet. Beantwortet der Monteur die Frage nach der einwandfreien Funktion mit “ Ja “, so zerreißen sie z.B. mit freundlichem Lächeln vor seinen Augen den Wartungsvertrag.

 

Alles zur Ehre Gottes

Abschließend noch eine peinliche Kritik an alle , die glauben, etwas von Glockenläuten zu verstehen. Diese betrifft das Angelusläuten. Er beginnt wie folgt: An der großen Glocke werden drei Anschläge vollzogen. Danach betet man:

Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom heiligen Geist. Gegrüßet seiest du Maria, voll der Gnade....

Spätestens an dieser Stelle wird das andächtige Gebet von drei weiteren Anschlägen unterbrochen, die dann nach den Zeilen verlangen:

Und Maria sprach: Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach seinem Wort. Gegrüßet seiest du...

Kurz gesagt: Egal wo man hinkommt, haben Läutemaschinenhersteller und Turmuhrbauer keinen blassen Schimmer mehr, wie man den Angelus richtig läutet. Hauptsache, es bimmelt. Wie, das ist egal und weder Glockensachverständige , Pastöre noch Bischöfe etc. ist dieser Mißstand jemals aufgefallen.

Ein wahrer Skandal !!

Hier jetzt die Weisung für alle: Zwischen den drei Schlägen und dem Läuten der Glocke ist eine Pause von 25-30 Sekunden zu programmieren. Die Pausen zwischen den Anschlägen selbst sollten nicht länger als zwei Sekunden , bei Domglocken max drei Sekunden sein. Das Glockenläuten hat dann eine Länge von einer Minute. Das korekteAngelusgebet mit Glocke finden sie als Wave Datei unter dem Button Angelus.

Selbstverständlich kommen hier die “Lutheraner” dabei nicht zu kurz. Das Vater unser Läuten mit Gebet ist als Wave Datei ebenfalls vorhanden unter dem Button Vater unser.

Den Wert einer Firma erkennen sie bei einem spontanen Anruf im Bezug auf die Kompetenz in der Beantwortung ihrer Fragen. Sie haben ein Recht auf qualifizierte Bedienung. Fragen müssen fachgerecht beantwortet werden.

Testen sie ihren Monteur durch ortsansässige Meister (Holz, Metall, Elektro) und ziehen daraus Konsequenzen. Glocken müssen wie ein Uhrwerk gleichmäßig läuten. Lassen sie sich nicht abspeisen und treten sie der Firma selbstbewußt entgegen, wenn diese das nicht tun. Melden sie alle negativen Geschehnisse den im Abschnitt Nepper, Schlepper und Bauernfänger genannten Behörden. Nur so kann auf Dauer den schwarzen Schafen endgültig das Handwerk verboten werden. Wenn ihre Anlage von einer großen alteingesessenen Firma gewartet oder repariert wird, die aber ständig neue Monteure zu ihnen schickt, welche ihre Anlage nicht kennen, dann kann dabei nichts gescheites bei rauskommen.

Ein letzter Tip: Reinigen sie ihren Glockenturm von Unrat, Tierkadavern und Taubenkot. Damit erhöhen sie die Haltbarkeit der elektrischen, mechanischen Bauteile und die Arbeitsmoral des Glockentechnikers. Veranstalten sie regelmäßige Turmbesteigungen am Sonntag , feiern sie einmal ein Glockenfest und bringen so den Dorfbewohnern die Faszination Glocke in greifbare Nähe.

Bernd Ludwig Müller-Lönnendung